Die Suche nach effektiven Lehrmethoden ist ein ständiges Unterfangen. Eine Technik, die immer wieder in den Blick steht, ist die formative Evaluation (formative assessment) – ein Ansatz, der nicht nur das Lernen der Schülerinnen und Schüler verbessert, sondern auch den Lehrkräften wertvolle Einblicke bietet. Die Hattie-Studie hat die formative Evaluation als einen der stärksten Einflussfaktoren auf den Unterrichtserfolg hervorgehoben. Doch was bedeutet das konkret für Mathematiklehrkräfte?
Dieser Blogbeitrag taucht in das Thema formative Evaluation ein, erläutert ihre Bedeutung gemäß der Hattie-Studie und stellt praktische Werkzeuge wie die Diagnostic Questions von Craig Barton vor. Ziel ist es, Mathematiklehrkräften nicht nur theoretisches Wissen an die Hand zu geben, sondern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten und Beispiele für den Unterrichtsalltag zu bieten.
Bedeutung der formativen Evaluation gemäß der Hattie-Studie
Die Hattie-Studie, durchgeführt von John Hattie, hat die Bildungswelt revolutioniert. Durch die Analyse von Millionen von Schülern weltweit identifizierte Hattie die effektivsten Strategien für den Unterrichtserfolg. Eine der herausragenden Erkenntnisse war die enorme Bedeutung der formativen Evaluation. Aber was macht sie so wirkungsvoll im Mathematikunterricht?
Einfluss der formativen Evaluation
Formative Evaluation, im Gegensatz zur summativen Bewertung, findet während des Lernprozesses statt und zielt darauf ab, sowohl Lehrende als auch Lernende mit Feedback zu versorgen, das den Lernprozess unmittelbar beeinflusst. Hatties Forschung zeigt, dass diese kontinuierliche Rückmeldung eine der stärksten Einflussfaktoren auf den Lernerfolg darstellt. Die formative Evaluation ermöglicht es Lehrkräften, den Unterricht dynamisch anzupassen, um den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Im Fach Mathematik, wo Konzepte aufeinander aufbauen und das Verständnis fundamentaler Prinzipien entscheidend ist, kann diese Anpassungsfähigkeit den Unterschied zwischen Verstehen und Verwirrung ausmachen.
Warum im Mathematikunterricht?
Mathematik ist ein Fach, das für viele Schülerinnen und Schüler Herausforderungen birgt. Konzepte sind oft abstrakt und erfordern ein tiefes Verständnis, um auf neue Probleme angewandt werden zu können. Die formative Evaluation ermöglicht es Lehrkräften, Lücken im Verständnis sofort zu erkennen und zu adressieren, bevor diese zu nur noch mühsam überwindbaren Barrieren im Lernprozess werden. So kann beispielsweise durch gezieltes Feedback auf eine falsche Antwort in einem Assessment sofort eingegangen und das zugrundeliegende Missverständnis geklärt werden.
Positive Auswirkungen auf den Lernerfolg
Durch die formative Evaluation erhalten Schülerinnen und Schüler wertvolles Feedback, das ihnen hilft, ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren und zu bestimmen, wo sie stehen. Dies fördert nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch die Motivation. Mathematik wird weniger als ein Feld voller Fallstricke und mehr als ein Bereich erkennbar, in dem Fehler Teil des Lernprozesses sind und konstruktiv genutzt werden können. Die Hattie-Studie unterstreicht, dass dieser Ansatz des Lernens durch Feedback das Potenzial hat, die Leistungen signifikant zu verbessern.
Praktische Umsetzung der formativen Evaluation im Mathematikunterricht
Die Theorie hinter der formativen Evaluation zu verstehen, ist eine Sache – sie praktisch im Klassenzimmer umzusetzen, eine andere. Wie können Mathematiklehrkräfte also dieses mächtige Werkzeug effektiv nutzen? Hier sind einige bewährte Methoden und Techniken, die nicht nur den Lernprozess fördern, sondern auch den Unterricht bereichern.
Feedback: Sofort und Konstruktiv
Feedback ist das Herzstück der formativen Evaluation. Aber nicht irgendein Feedback – es muss sofort, spezifisch und konstruktiv sein. In der Mathematik bedeutet das, nicht nur falsche Antworten zu markieren, sondern auch zu erklären, warum sie falsch sind und wie richtige Lösungswege aussehen. Digitale Tools können hierbei eine große Hilfe sein, indem sie sofortiges Feedback ermöglichen, sogar in Echtzeit, während Schülerinnen und Schüler an Aufgaben arbeiten.
Mini-Tests und Quizze
Kurze Tests oder Quizze am Anfang oder Ende einer Unterrichtseinheit oder -stunde bieten einen schnellen Überblick über den Wissensstand der Klasse. Sie helfen Lehrkräften, Themen zu identifizieren, die weiterer Erklärung bedürfen, und individuellen Förderbedarf zu erkennen. Diese Mini-Evaluierungen müssen und sollten nicht benotet werden; ihr Hauptzweck ist es, Lernfortschritte sichtbar zu machen und den Unterricht entsprechend anzupassen.
Mini-Whiteboards: Ein unschätzbares Werkzeug für formative Evaluation
Mini-Whiteboards bieten in diesem Zusammenhang eine einzigartige Möglichkeit für den interaktiven Einsatz im Mathematikunterricht. Ihre Stärke liegt in der Einfachheit und Direktheit, mit der Lehrkräfte den Lernstand der ganzen Klasse in Echtzeit erfassen können. Aber warum sind sie so wirkungsvoll?
Sofortige Sichtbarkeit des Verständnisses
Wenn Schülerinnen und Schüler aufgefordert werden, Lösungen oder Gedanken zu einer mathematischen Frage auf Mini-Whiteboards zu notieren und diese dann hochzuhalten, erhalten Lehrkräfte sofort ein visuelles Feedback zum Verständnisstand der gesamten Klasse. Diese Methode erlaubt es, schnell zu erkennen, wer das Thema verstanden hat und wer zusätzliche Unterstützung benötigen könnte.
Förderung der aktiven Teilnahme
Mini-Whiteboards motivieren auch zur aktiven Teilnahme. Da alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig ihre Antworten präsentieren, wird das Risiko verringert, dass sich einige im Unterricht verstecken und nicht teilnehmen. Diese Methode schafft eine inklusive Atmosphäre, in der sich jeder mit seinen Ideen einbringen kann.
Fehlerfreundliche Lernumgebung
Ein weiterer Vorteil von Mini-Whiteboards ist die Förderung einer fehlerfreundlichen Lernumgebung. Fehler können einfach weggewischt und korrigiert werden, was die Angst vor ihnen reduziert und die Bereitschaft erhöht, sich mit schwierigen Problemen auseinanderzusetzen. Dies ist besonders im Mathematikunterricht wertvoll, wo die Angst vor Fehlern ein großes Hindernis für das Lernen darstellen kann.
Vielseitigkeit in der Anwendung
Mini-Whiteboards sind nicht nur für einfache ja/nein- oder Multiple-Choice-Fragen geeignet. Sie können auch für komplexere mathematische Probleme genutzt werden, von der Darstellung geometrischer Figuren bis hin zur Demonstration von Rechenwegen. Diese Flexibilität macht sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die formative Evaluation in allen Bereichen des Mathematikunterrichts.
Einsatz von Fragen zur Diagnose
Auch mit Fragen lassen sich formative Evaluationen durchführen. Hierbei können sogenannte “Diagnostic Questions” genutzt werden. Diese Art von Fragen zielt darauf ab, das Denken der Schülerinnen und Schüler sichtbar zu machen und Missverständnisse aufzudecken. Ein Beispiel könnte eine Single-Choice-Frage sein, bei der jede falsche Antwortoption ein häufiges Missverständnis in der Mathematik repräsentiert. Die Erklärungen der Schülerinnen und Schüler zu ihren Antworten geben dann Aufschluss über ihr Denken und ermöglichen eine gezielte Unterstützung. Schauen wir uns das näher ein.
“Diagnostic Questions”: Ein Werkzeug zur Unterstützung der formativen Evaluation
Craig Barton, ein erfahrener Mathematiklehrer und Bildungsforscher, hat mit seiner Website “Diagnostic Questions” einen Fundus sowie ein Werkzeug geschaffen, das Lehrkräften tiefere Einblicke in das Verständnis ihrer Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Die zigtausend Fragen auf der Site sind so konzipiert, dass sie nicht nur überprüfen, ob eine Schülerin oder ein Schüler eine richtige Antwort geben kann, sondern auch, ob sie oder er die zugrundeliegenden mathematischen Konzepte versteht.
Was genau sind “Diagnostic Questions”?
Diagnostic Questions sind speziell formulierte Fragen, die darauf abzielen, das Denken der Lernenden sichtbar zu machen und Missverständnisse aufzudecken. Typischerweise werden sie als Single-Choice-Fragen gestaltet, bei denen genau eine Antwortoption richtig ist. Die anderen Antwortmöglichkeit haben distraktiven Charakter und repräsentieren jeweils ein bestimmtes Missverständnis oder einen typischen Denkfehler. Die Fragen besitzen also diagnostisches Potenzial – daher auch der Name.
Der Nutzen im Mathematikunterricht
Die Anwendung von Diagnostic Questions im Mathematikunterricht bietet mehrere Vorteile. Sie ermöglichen es Lehrkräften, schnell und effizient ein tieferes Verständnis der mathematischen Fähigkeiten und Missverständnisse ihrer Schülerinnen und Schüler zu erlangen. Darüber hinaus fördern sie eine Kultur des Nachdenkens und der Reflexion über mathematische Konzepte, was für das tiefe Lernen entscheidend ist.
Ein konkretes Beispiel
Stellen Sie sich eine Diagnostic Question vor, die das Konzept der Brüche untersucht. Die Frage könnte lauten: “Welcher Bruchteil ist größer, 1/2 oder 2/3?” Die Antwortmöglichkeiten repräsentieren verschiedene Denkweisen, z.B. ein Missverständnis bezüglich des Zählers oder Nenners (s. nächster Kasten). Durch die Analyse der Antworten erhalten Lehrkräfte ein klares Bild davon, welche Schülerinnen und Schüler das Konzept verstehen und wo gezielte Unterstützung benötigt wird.
Implementierung im Unterricht
Die Implementierung von Diagnostic Questions kann auf verschiedene Weise erfolgen. Lehrkräfte können sie als Teil des täglichen Unterrichts, in Form von Starter-Aktivitäten, als Abschluss einer Lektion oder in digitalen Lernplattformen einsetzen. Die Ergebnisse können dann für Diskussionen im Klassenzimmer genutzt werden, um das kollektive Verständnis zu fördern und individuelle Lernpfade zu unterstützen.
Die Diagnostic Questions sind ein mächtiges Instrument in der Hand von Mathematiklehrkräften, das formative Evaluation in einer Weise unterstützt, die sowohl lehrreich für die Lernenden als auch aufschlussreich für die Lehrkräfte ist. Sie tragen indes nicht nur dazu bei, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen, sondern auch den Unterricht dynamischer und interaktiver zu gestalten.
Beispiel einer Diagnostic Question zum Vergleich von Bruchteilen
Frage: Welcher Bruchteil ist größer, 1/2 oder 2/3?
Antwortoptionen:
A) 2/3 ist größer, weil der Zähler größer ist.
B) 2/3 ist größer, weil sowohl Zähler als auch Nenner größer sind als bei 1/2, was ihn zum größeren Bruch macht.
C) 1/2 ist größer, weil der Nenner kleiner ist.
D) 2/3 ist größer, weil bei gleichem Ganzen ein größerer Teil des Ganzen genommen wird.
Richtige Antwort: D).
Erläuterung der Missverständnisse:
Option A ist zwar richtig, offenbart aber ein Missverständnis bezüglich des Einflusses des Zählers auf die Größe des Bruchs, ohne den Zusammenhang zum Nenner zu berücksichtigen.
Option B ist ebenfalls richtig, aber die Begründung ist es auch hier nicht. Es liegt nämlich das Missveständnis vor, dass 2/3 größer ist, allein weil die Zahlen es sind, ohne dass das Verhältnis von Zähler und Nenner beachtet wird.
Option C zeigt ein weiteres Missverständnis, bei dem angenommen wird, dass ein kleinerer Nenner den Bruch insgesamt größer macht, ohne die Relation zum Zähler richtig zu verstehen.
Diese Frage und ihre Antwortoptionen zeigen, wie Diagnostic Questions eingesetzt werden können, um nicht nur das Wissen der Schülerinnen und Schüler zu überprüfen, sondern auch tiefergehende Einsichten in ihre Denkprozesse und mögliche Missverständnisse zu gewinnen. Solche Fragen sind wertvolle Instrumente, um den Mathematikunterricht gezielt an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen.
Handlungsmöglichkeiten und Strategien für Lehrkräfte
Die Integration der formativen Evaluation und der Einsatz von Werkzeugen wie den Diagnostic Questions können den Mathematikunterricht nachhaltig verbessern. Hier sind einige konkrete Strategien, die Lehrkräfte nutzen können, um die Erkenntnisse aus der Hattie-Studie und die Vorteile der Diagnostic Questions effektiv in ihren Unterricht zu integrieren.
1. Schaffen Sie eine Kultur des offenen Dialogs
Ermuntern Sie Schülerinnen und Schüler dazu, über ihre Denkprozesse zu sprechen und ihre Antworten zu erklären. Dies fördert nicht nur das Verständnis mathematischer Konzepte, sondern hilft auch, eine Kultur zu schaffen, in der Fehler als wertvolle Lerngelegenheiten gesehen werden.
Unterrichtstranskript aus einer 6. Klasse
Lehrer: Angenommen, wir haben 1/4 eines Kuchens und fügen noch 2/4 desselben Kuchens hinzu. Wie viel Kuchen haben wir dann?
Anna: Wäre es dann drei Viertel des Kuchens, weil wir die Zähler addieren?
Lehrer: Richtig, sehr gut, Anna! Kannst du uns erklären, warum wir nur die Zähler zusammenzählen und nicht die Nenner?
Anna: Ich denke, weil der Kuchen in vier Teile geteilt wurde und wir zählen, wie viele von diesen Teilen wir zusammen haben.
Lehrer: Genau, das hast du schön erklärt. Wir behalten den Nenner bei, weil er uns sagt, in wie viele Teile der Kuchen geschnitten wurde. Hat jemand vielleicht eine andere Idee gehabt oder kann jemand erklären, warum wir die Nenner nicht addieren sollten?
Max: Ich war anfangs etwas verwirrt. Ich dachte, wir addieren immer alles. Aber jetzt verstehe ich, bei Brüchen zählen wir, wie viele Stücke wir haben, nicht wie sie unterteilt sind.
Lehrer: Das ist ein wichtiger Punkt, Max. Es ist gut, dass du das ansprichst. Es zeigt, wie wichtig es ist, über unsere Antworten nachzudenken. Hat jemand ein anderes Beispiel, das verwirrend sein könnte?
Lisa: Was ist mit unterschiedlichen Nennern, wie ein Drittel plus ein Halb?
Lehrer: Sehr gut, Lisa! Das führt uns zu einem kniffligeren Problem, dem Finden des kleinsten gemeinsamen Nenners. Bevor wir darauf eingehen, warum denkt ihr, ist dieses Problem komplizierter?
Tom: Weil die Kuchen anders geteilt sind und wir können die Stücke nicht direkt zusammenzählen, ohne dass sie gleich groß sind.
Lehrer: Genau, Tom. Ihr seid großartig darin, eure Gedanken zu teilen und Fragen zu stellen. Jetzt wollen wir zusammen lernen, wie wir solche Probleme lösen können. Wir suchen den kleinsten gemeinsamen Nenner und passen unsere Brüche entsprechend an.
Dieses Transkript zeigt, wie durch gezielte Fragen und das Einbeziehen der Schülerinnen und Schüler ein offener Dialog gefördert wird. Die Lehrkraft ermutigt zum kritischen Denken, akzeptiert und adressiert Verwirrungen und Missverständnisse und leitet die Klasse dabei an, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Eine solche Atmosphäre trägt maßgeblich dazu bei, das Verständnis für Mathematik zu vertiefen und eine positive Lernumgebung zu schaffen.
2. Nutzen Sie Technologie für sofortiges Feedback
Digitale Werkzeuge und Plattformen können Lehrkräften helfen, sofortiges Feedback zu geben und die Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler effektiv zu verfolgen. Nutzen Sie diese Technologien, um den Lernprozess zu personalisieren und individuelle Unterstützung anzubieten.
Die Integration von Technologie in den Mathematikunterricht bietet innovative Möglichkeiten für sofortiges Feedback. Hier sind einige Apps und Plattformen, die Lehrkräften helfen können, den Lernprozess zu unterstützen und zu bereichern:
Kahoot!
Kahoot! ist eine beliebte interaktive Plattform, die Lehrkräften ermöglicht, Quizze und Lernspiele zu erstellen, die Schülerinnen und Schüler in Echtzeit beantworten können. Das sofortige Feedback nach jeder Frage hilft den Lernenden, ihr Verständnis sofort zu überprüfen und zu verbessern.
Plickers
Plickers ist eine innovative Tool, das es Lehrkräften ermöglicht, schnelles und effektives Feedback ohne die Notwendigkeit von Schülergeräten zu sammeln. Lehrkräfte erstellen Fragen, die über einen Projektor oder ein Smartboard angezeigt werden, während Schülerinnen und Schüler ihre Antworten durch das Hochhalten von papierbasierten “Plicker”-Karten zeigen, die aus jeder Richtung des Raums gescannt werden können. Die App erfasst die Antworten in Echtzeit und stellt die Ergebnisse sofort dar, was Lehrkräften ermöglicht, das Verständnis der Klasse schnell zu beurteilen und entsprechend zu reagieren.
Plickers bietet eine einfache, aber effektive Lösung für Klassenzimmer, in denen nicht genügend oder gar keine Schülergeräte zur Verfügung stehen. Es unterstützt die formative Evaluation, indem es sofortiges Feedback zu Lernfortschritten gibt, und erleichtert es Lehrkräften, ihren Unterricht an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anzupassen.
Socrative
Socrative ist ein Assessment-Tool, das Lehrkräften erlaubt, Übungen oder Spiele zu erstellen, die Schülerinnen und Schüler auf ihren eigenen Geräten bearbeiten können. Lehrkräfte erhalten in Echtzeit Berichte über die Leistungen der Klasse, was die Anpassung des Unterrichts an den aktuellen Lernstand erleichtert.
Quizizz
Quizizz bietet eine spielerische Lernplattform, auf der Lehrkräfte Quizze erstellen können, die Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Tempo durchführen. Es bietet detailliertes Feedback und Einblicke in die Leistung jedes Einzelnen, was es zu einem wertvollen Werkzeug für die formative Bewertung macht.
Google Forms
Google Forms ermöglicht die Erstellung von Umfragen, Quizzen und Bewertungen mit automatischer Auswertung. Lehrkräfte können Feedback zu jeder Frage einstellen, sodass Schülerinnen und Schüler sofort nach der Beantwortung Rückmeldungen erhalten.
Edpuzzle
Edpuzzle ist eine Plattform, die es Lehrkräften ermöglicht, Videos mit eingebetteten Fragen zu versehen. Dies kann genutzt werden, um das Verständnis der Schülerinnen und Schüler zu überprüfen und ihnen sofortiges Feedback zu geben, basierend darauf, wie sie die Fragen im Video beantworten.
Geogebra / Desmos
Geogebra und Desmos sind fortgeschrittene mathematische Plattformen, die Lehrkräfte nutzen können, um interaktive Lektionen zu erstellen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten sofortiges Feedback zu ihren Eingaben, was besonders beim Erlernen komplexer mathematischer Konzepte hilfreich ist.
Nearpod
Nearpod ist eine interaktive Präsentations- und Bewertungsplattform, die Lehrkräften ermöglicht, Unterrichtsinhalte mit interaktiven Elementen wie Quizzen, Umfragen und Puzzles anzureichern. Es bietet sofortiges Feedback und ermöglicht es Lehrkräften, den Fortschritt der Schülerinnen und Schüler in Echtzeit zu überwachen.
Jede dieser Technologien bietet einzigartige Möglichkeiten, um den Mathematikunterricht zu bereichern und den Schülerinnen und Schülern wertvolles, sofortiges Feedback zu geben. Durch die Nutzung dieser Tools können Lehrkräfte eine dynamischere Lernumgebung schaffen, die das Engagement fördert und den individuellen Lernbedürfnissen gerecht wird.
3. Fördern Sie Peer-Feedback und Selbstbewertung
Regen Sie Schülerinnen und Schüler an, die Arbeiten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler zu bewerten und eigene Leistungen selbst zu reflektieren. Diese Praktiken stärken das kritische Denken und die Selbstregulierungsfähigkeiten, die für das lebenslange Lernen essentiell sind.
Peer-Feedback
Partnerarbeit mit Rollentausch: Teilen Sie die Klasse in Paare und lassen Sie die Schülerinnen und Schüler abwechselnd Aufgaben lösen und die Lösungswege des Partners bzw. der Partnerin überprüfen. Jedes Paar erhält eine Aufgabe, die einer oder die eine löst, während der oder die andere zuschaut, denkt und Feedback gibt. Anschließend tauschen sie die Rollen. Diese Methode fördert nicht nur das Verständnis mathematischer Konzepte, sondern auch kommunikative Fähigkeiten.
Gegenseitige Präsentationen: Nachdem Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen gearbeitet haben, präsentiert jede Gruppe ihre Lösungen und Herangehensweisen dem Rest der Klasse. Die Zuhörenden werden ermutigt, konstruktives Feedback zu geben, Fragen zu stellen und Diskussionen anzustoßen. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Fähigkeit, mathematische Konzepte klar und verständlich zu kommunizieren.
Feedback-Galerie: Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Lösungen oder Projekte aus (z.B. auf Poster), und die anderen gehen herum, betrachten die Arbeiten und hinterlassen schriftliches Feedback auf Post-its. Diese Methode fördert eine umfassende Reflexion und bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, eine Vielzahl von Perspektiven zu betrachten.
Selbstbewertung
Reflexionsjournale: Regen Sie Schülerinnen und Schüler an, nach jeder Unterrichtseinheit oder Projektarbeit in einem Journal zu reflektieren. Sie sollten notieren, was sie gelernt haben, welche Herausforderungen sie gemeistert haben, wo sie Schwierigkeiten hatten und wie sie diese überwinden können. Diese Praxis fördert die Selbstreflexion und das selbstständige Lernen.
Checklisten und Kriterienraster: Entwickeln Sie zusammen mit Ihren Schülerinnen und Schülern Checklisten oder Kriterienraster für bestimmte Aufgaben oder Projekte. Die Schülerinnen und Schüler können diese dann verwenden, um ihre eigenen Arbeiten zu bewerten, bevor sie sie einreichen. Dies hilft ihnen, ein besseres Verständnis für Qualitätskriterien zu entwickeln und ihre Arbeit selbstständig zu verbessern.
Zielsetzung und Selbstüberwachung: Ermutigen Sie Schülerinnen und Schüler, persönliche Lernziele zu setzen und ihren Fortschritt regelmäßig zu überprüfen. Sie können zum Beispiel am Anfang einer Unterrichtseinheit Ziele festlegen und am Ende selbst bewerten, inwieweit sie diese erreicht haben. Dies fördert die Eigenverantwortung und das zielgerichtete Arbeiten.
Diese Beispiele für Peer-Feedback und Selbstbewertung können dazu beitragen, eine lernförderliche Umgebung zu schaffen, in der Schülerinnen und Schüler aktiv an ihrem eigenen Lernprozess teilnehmen und gleichzeitig das Verständnis und die Wertschätzung für die Arbeit ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler vertiefen. Indem sie lernen, konstruktives Feedback zu geben und zu empfangen sowie über ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren, entwickeln sie wichtige Fähigkeiten, die weit über den Mathematikunterricht hinausgehen.
4. Formative Evaluationen im Lehrervortrag
Die Integration formativer Evaluationen in einen Lehrervortrag kann den Unterricht ebenfalls bereichern, indem sie das Mitdenken und Engagement der Schülerinnen und Schüler fördert, individuelle Lernbedürfnisse identifiziert und den Unterricht dynamischer gestaltet. Hier sind einige Ansätze, wie Lehrkräfte formative Evaluationen effektiv in ihre Vorträge integrieren können:
Pausieren und Prüfen
Eine einfache, aber effektive Methode ist die “Pausieren und Prüfen”-Technik. Nach einem Abschnitt des Vortrags hält die Lehrkraft inne und stellt der Klasse eine oder mehrere Fragen, die das gerade behandelte Material betreffen. Diese Fragen können:
- Multiple- oder Single-Choice-Fragen sein, die auf Mini-Whiteboards (mit Plickers, Kahoot! etc.) beantwortet werden.
- Offene Fragen sein, die eine kurze Diskussion anregen.
- Fragen sein, die auf das Verständnis von Schlüsselkonzepten abzielen und mithilfe von Umfrage-Apps beantwortet werden.
Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler mitdenken und den Stoff verstehen, bevor weitergemacht wird. Diese Methode fördert aktives Zuhören und ermöglicht der Lehrkraft, das Tempo und die Tiefe des Vortrags an das Verständnis der Klasse anzupassen.
Think-Pair-Share
Diese Methode regt die Schülerinnen und Schüler zur aktiven Teilnahme an. Die Lehrkraft stellt eine Frage, die die Schülerinnen und Schüler zunächst individuell überlegen lassen, dann in Paaren diskutieren und schließlich mit der gesamten Klasse teilen. Dies fördert kritisches Denken und hilft Schülerinnen und Schülern, ihre Gedanken zu artikulieren, während die Lehrkraft ein Gefühl für das Klassenverständnis bekommt.
Einsatz von Technologie
Digitale Tools wie Quiz-Apps oder Abstimmungssysteme ermöglichen es auch hier Lehrkräften, schnelles und anonymes Feedback zu sammeln. Sie können während des Vortrags Quizfragen einbinden, um das Verständnis zu überprüfen und die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Diese Werkzeuge bieten auch die Möglichkeit, das Feedback sofort auszuwerten und bei Bedarf direkt auf Missverständnisse einzugehen.
Formative Mini-Aufgaben
Einbinden kleiner, formativer Aufgaben während des Vortrags, die die Schülerinnen und Schüler zügig bearbeiten können. Diese Aufgaben sollten darauf ausgerichtet sein, den gerade erlernten Stoff zu erproben oder anzuwenden. Die Lehrkraft kann dabei durch den Raum gehen, Beobachtungen machen, Feedback sammeln und geben und wo nötig unterstützen. Beispiele könnten sein: RECE-Aufgaben, Open-Middle-Problems, Körpernetze zeichnen, kleine Umfragen in der Klasse durchführen, reale Messungen oder Maßstabsrechnungen durchführen, Schätzaufgaben, Diagramme erstellen, einfache Wahrscheinlichkeitsversuche durchführen usw.
Was wird durch formative Evaluation im Lehrervortrag gewonnen?
Durch die Integration formativer Evaluationen in den Lehrervortrag erreicht man mehrere Ziele:
- Engagement und Beteiligung: Schülerinnen und Schüler werden aktive Teilnehmer am Lernprozess, was die Aufmerksamkeit und das Interesse am Stoff erhöht.
- Sofortiges Feedback: Lehrkräfte erhalten direktes Feedback zum Verständnis der Schülerinnen und Schüler, was eine sofortige Anpassung des Unterrichts ermöglicht.
- Individuelle Unterstützung: Lehrkräfte können gezielt auf die Bedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler eingehen.
- Förderung des kritischen Denkens: Schülerinnen und Schüler werden angehalten, über das Material nachzudenken, es zu hinterfragen und zu diskutieren, was das kritische Denken fördert.
- Verbesserung des Lernerfolgs: Durch die Anpassung des Unterrichts an das Verständnis der Schülerinnen und Schüler und die Bereitstellung von Unterstützung, wo sie benötigt wird, kann der Lernerfolg insgesamt verbessert werden.
Die formative Evaluation ist ein dynamisches Werkzeug, das, wenn es in Lehrervorträge integriert wird, den Unterricht bereichert und den Lernerfolg maximiert.
Integrieren Sie formative Bewertungsmethoden regelmäßig
Ob durch Mini-Tests, interaktive Aufgaben, digitale Tools oder Diagnostic Questions – die regelmäßige Integration formativer Bewertungsmethoden hilft, den Unterricht dynamisch und reaktionsfähig zu gestalten. Passen Sie Ihre Lehrstrategien basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen an, um den Lernerfolg zu maximieren.
Schaffen Sie Feedbackschleifen
Ermöglichen Sie den Schülerinnen und Schülern möglichst oft, auf das erhaltene Feedback zu reagieren, sei es durch Überarbeitung ihrer Antworten, Stellungnahme zu offenen Fragen oder die Diskussion von Lösungswegen. Dies fördert die Selbstreflexion und das tiefe Lernen.
Nutzen Sie die Erkenntnisse für differenzierten Unterricht
Die formative Evaluation bietet tiefe Einblicke in die individuellen Lernwege der Schülerinnen und Schüler. Nutzen Sie diese Informationen, um differenzierten Unterricht anzubieten, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten jeder Schülerin und jedes Schülers eingeht.
Vor den Literatur- und Linkempfehlungen fassen wir die bisherigen Infos zusammen zu
FAQs für Mathematiklehrer zur formativen Evaluation
1. Was ist der Unterschied zwischen formativer und summativer Evaluation?
Antwort: Formative Evaluation findet während des Lernprozesses statt und zielt darauf ab, Lernfortschritte zu messen und den Unterricht entsprechend anzupassen. Summative Evaluation erfolgt am Ende einer Lerneinheit oder eines Kurses, um den Erfolg oder das Endniveau der Lernenden zu bewerten.
2. Wie oft sollte formative Evaluation im Mathematikunterricht durchgeführt werden?
Antwort: Formative Evaluation sollte regelmäßig und so oft wie möglich durchgeführt werden, um den Lernfortschritt effektiv zu überwachen und rechtzeitig Unterstützung anbieten zu können. Die Häufigkeit kann je nach Bedarf der Schülerinnen und Schüler sowie dem Unterrichtsstil variieren.
3. Wie kann ich meine Schülerinnen und Schüler motivieren, aktiv an der formativen Evaluation teilzunehmen?
Antwort: Schaffen Sie eine offene und positive Lernumgebung, in der Fehler als Lerngelegenheiten gesehen werden. Betonen Sie den Wert von Feedback für das Lernen und fördern Sie eine Kultur, in der Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen.
4. Welche Werkzeuge können für die formative Evaluation im Mathematikunterricht verwendet werden?
Antwort: Es gibt eine Vielzahl von Werkzeugen, darunter digitale Plattformen für sofortiges Feedback, Mini-Whiteboards für schnelle Überprüfungen, Peer- und Selbstbewertungstechniken sowie Diagnostic Questions, um tiefere Einblicke in das Verständnis der Schülerinnen und Schüler zu erhalten.
5. Wie gehe ich mit Schülerinnen und Schülern um, die wiederholt bei formativen Bewertungen schlecht abschneiden?
Antwort: Nutzen Sie formative Bewertungen, um spezifische Lücken im Verständnis zu identifizieren und bieten Sie gezielte Unterstützung an, z.B. durch zusätzliche Erklärungen, differenzierten Unterricht oder individuelle Aufgabenstellungen. Wichtig ist, eine unterstützende Haltung zu zeigen und das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler zu stärken.
6. Wie kann ich sicherstellen, dass die formative Evaluation effektiv ist?
Antwort: Stellen Sie sicher, dass das Feedback spezifisch, zeitnah und konstruktiv ist. Nutzen Sie eine Vielzahl von Bewertungsmethoden, um ein umfassendes Verständnis der Lernfortschritte zu erlangen, und passen Sie den Unterricht basierend auf den gesammelten Erkenntnissen an.
Zur Vertiefung
Um Ihr Wissen über formative Evaluation im Mathematikunterricht weiter zu vertiefen und praktische Ideen für den Einsatz im Klassenzimmer zu sammeln, empfehle ich folgende Ressourcen. Diese Auswahl bietet einen umfassenden Einblick in theoretische Hintergründe, praktische Strategien und innovative Ansätze für eine effektive Nutzung der formativen Evaluation:
Bücher
“Visible Learning for Teachers: Maximizing Impact on Learning” von John Hattie: Dieses Buch fasst die Erkenntnisse der umfangreichen Forschung von John Hattie zusammen und bietet konkrete Strategien, wie Lehrkräfte die Ergebnisse für den Unterrichtserfolg nutzen können.
“Embedding Formative Assessment: Practical Techniques for K-12 Classrooms” von Dylan Wiliam und Siobhán Leahy: Ein praktischer Leitfaden, der Lehrkräften hilft, formative Bewertungsmethoden täglich im Unterricht zu integrieren, um den Lernerfolg zu steigern.
“Formative Assessment & Standards-Based Grading” von Robert J. Marzano: Das Buch bietet Einblicke in die Prinzipien der formativen Bewertung und zeigt auf, wie Lehrkräfte Standards in die Bewertungspraxis integrieren können.
Artikel und Online-Ressourcen
“Diagnostic Questions” – Website von Craig Barton: Eine Plattform, die Tausende von Diagnostic Questions für den Mathematikunterricht bereitstellt. Lehrkräfte können diese nutzen, um das Verständnis ihrer Schülerinnen und Schüler effektiv zu überprüfen.
“The Formative Assessment Action Plan: Practical Steps to More Successful Teaching and Learning” von Nancy Frey und Douglas Fisher (Artikel): Dieser Artikel bietet praktische Schritte und Strategien, wie Lehrkräfte formative Bewertungsmethoden in ihren Unterricht einbinden können, um das Lernen zu fördern.
Durch die Auseinandersetzung mit diesen Ressourcen können Mathematiklehrkräfte ein tiefgreifendes Verständnis der formativen Evaluation entwickeln und lernen, wie sie diese effektiv in ihren Unterricht integrieren können, um den Lernerfolg zu maximieren. Jede dieser Quellen bietet wertvolle Einblicke und praktische Strategien, die direkt im Klassenzimmer angewendet werden können.
Fazit
Die effektive Umsetzung der formativen Evaluation im Mathematikunterricht erfordert Engagement und eine kontinuierliche Anpassung der Lehrmethoden. Doch die Investition lohnt sich, denn sie führt zu einem tieferen Verständnis der Mathematik bei den Schülerinnen und Schülern, verbesserten Lernergebnissen und einer positiveren Einstellung zum Lernen.
Ich hoffe, dieser Artikel bietet Ihnen wertvolle Einblicke und Inspiration, wie Sie die formative Evaluation auch in Ihrem Mathematikunterricht wirkungsvoll einsetzen können.
Sind Sie bereit, etwas davon in die Praxis umzusetzen? Welche Strategien möchten Sie als Erstes ausprobieren? Teilen Sie Ihre Gedanken und Erfahrungen – denn durch unseren Austausch können wir den Mathematikunterricht für alle verbessern.